Netzwerk Kinderrechte Schweiz

Kinderrechte im Parlament

Rückschau auf die Sommersession 2021

In der Sommersession waren zahlreiche Vorstösse traktandiert, die die Kinderrechte betreffen:


Der Nationalrat befasste sich gleich in mehreren Vorstössen mit Kinderrechten. Zentral war die Detailberatung der Gesetzesvorlage zum Jugendschutz in den Bereichen Film und Videospiele. Mit dem Gesetz will der Bundesrat Minderjährige besser vor Medieninhalten in Filmen und Videospielen schützen, die ihre körperliche, geistige, psychische, sittliche oder soziale Entwicklung gefährden könnten. Zusätzlich zur Vorlage des Bundesrates will er auch In-App-Käufe regeln und das zuständige Bundesamt gesetzlich dazu verpflichten, Massnahmen zur Förderung der Medienkompetenz und der Prävention zu ergreifen. Die Vorlage geht nun an den Ständerat. In diesem Zusammenhang wurde auch der Auftrag für ein Massnahmenpaket zur Bekämpfung verschiedener Formen von Cyberabhängigkeiten überwiesen, das im Rahmen der Nationalen Strategie Sucht umgesetzt werden soll. Ebenfalls angenommen hat der Nationalrat das Postulat seiner Bildungskommission, das einen dringlichen Bericht zu den Auswirkungen der Corona Krise auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, samt konkreten Massnahmen zur Wahrung der psychischen Gesundheit und zur Versorgungssicherstellung, fordert.

Schliesslich verlangt die Bildungskommission des Nationalrats in einem weiteren Postulat einen Übersichtsbericht zur Situation der bestehenden nationalen und kantonalen Angebote im Bereich «Jugend und Ernährung» als Basis für eine Strategie für eine nachhaltige Ernährung. Auch dieses Postulat wurde vom Nationalrat überwiesen.


Der Ständerat befasste sich mit dem Entwurf des Bundesrats zum Bundesgesetz «Massnahmen zur zivilen Friedensförderung und zum Schutz der Menschenrechte». Er befürwortet die Schaffung einer nationale Menschenrechtsinstitution (NMRI), die das Schweizerische Kompetenzzentrum für Menschenrechte (SKMR) ablösen soll. Die Menschenrechtsorganisationen in der Schweiz, darunter das Netzwerk Kinderrechte Schweiz, begrüssen den sehr deutlichen Entscheid des Ständerats zur Schaffung einer NMRI in der Schweiz. Eine NMRI zählt zu den Grundpfeilern der Achtung der Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Verglichen mit anderen europäischen und weiteren Ländern erhält die Schweizer NMRI allerdings einen eher bescheidenen Auftrag. Der Nationalrat muss nun dafür sorgen, dass ein offener Aufgabenkatalog im Gesetz verankert wird. Ein breites Mandat für die künftige NMRI wird für die Erlangung des A-Status gemäss UNO-Prinzipien entscheidend sein. Zur notwendigen Unabhängigkeit der Institution gehört auch ein nachhaltiges Finanzierungsmodell (siehe dazu: Medienmitteilung der NGO-Plattform Menschenrecht vom 08.06.2021).
Weiter beschloss der Ständerat die Beratung zum UNO-Migrationspakt zu sistieren, bis das Ergebnis der Subkommission «Soft Law» vorliegt. Mit dem UNO-Migrationspakt, den die UNO-Generalversammlung im Dezember 2018 verabschiedet hat, wurde ein umfassender Handlungsrahmen zur besseren internationalen Zusammenarbeit im Bereich grenzüberschreitender Migration erarbeitet. Das Parlament hat den Bundesrat beauftragt, den Migrationspakt in Form eines einfachen Bundesbeschlusses zu unterbreiten. Mit der Sistierung der Beratung wird dies nun weiter verzögert. Aus Sicht des Netzwerks Kinderrechte Schweiz würden mit der Unterzeichnung des Pakts die Rechte von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz entschieden gestärkt. Sei dies durch eine funktionierende internationale Zusammenarbeit im Kinderschutz oder im verbesserten Schutz von geflüchteten Kindern, insbesondere vor Menschenhandel und Ausbeutung (weitere Infos im Webbeitrag des Netzwerks Kinderrechte Schweiz). Als nächstes wird sich der Nationalrat zur Frage der Sistierung der Beratung äussern.
Schliesslich hat sich der Ständerat beim Tabakproduktegesetz für den liberalen Kurs des Nationalrats entschieden und will nur noch ein Verbot für Werbung von Tabakprodukte in Printerzeugnissen und auf Webseiten, die sich explizit an Minderjährige wenden. Klar scheint, dass die Volksinitiative «Kinder und Jugendliche ohne Tabakwerbung» zur Abstimmung kommen wird.

Hinzu kommen in beiden Räten verschiedene Geschäfte und weitere Vorstösse, die ebenfalls kinderrechtliche Aspekte aufweisen (vgl. ausführliche Rückschau). Die Debatten können in den Wortprotokollen des Amtlichen Bulletins

nachgelesen werden.


Zur ausführlichen Rückschau auf die Sommersession

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