Netzwerk Kinderrechte Schweiz
Handlungsbedarf bei der Kinder- und Jugendpolitik in den Kantonen
Eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigt eine grosse Heterogenität zwischen den Kantonen bei der Ausgestaltung der Kinder- und Jugendpolitik. Die Studie wurde von der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren SODK in Auftrag gegeben. Sie enthält eine Bestandesaufnahme zur aktuellen Situation in den Kantonen, zeigt den Handlungsbedarf auf und skizziert ein Modell für eine wirkungsvolle kantonale Kinder- und Jugendpolitik.
Mit der Studie liegt nun eine Übersicht über die Ausgestaltung der Kinder- und Jugendpolitik in den 26 Kantonen vor. Dabei zeigt sich, dass die Unterschiede zwischen den Kantonen gross sind. Handlungsbedarf besteht insbesondere in folgenden Bereichen:
- Rechtliche Grundlagen: Hinsichtlich des Umfangs und der Verortung der rechtlichen Grundlagen für die Kinder- und Jugendpolitik besteht eine grosse Heterogenität: Während einige Kantone über umfassende rechtliche Grundlagen verfügen, ist die Kinder- und Jugendpolitik in anderen Kantonen nur marginal gesetzlich geregelt.
- Angebotsplanung: Auch bei der strategischen Angebotsplanung sind die Unterschiede gross: Nur etwas mehr als die Hälfte der Kantone verfügt über ein übergeordnetes Leitbild oder Konzept für die Kinder- und Jugendpolitik.
- Qualitätsstandards: Handlungsbedarf besteht in zahlreichen Kantonen zudem bei der Qualitätsentwicklung, Qualitätssicherung und Aufsicht über die Angebote im Bereich der Kinder- und Jugendpolitik. Die Studie zeigt, dass in vielen Kantonen verbindliche fachliche Qualitätsstandards für kinder- und jugendpolitische Angebote sowie Verfahren zur Überwachung dieser Standards fehlen.
- Kinder- und Jugendhilfe: Für die Hilfeplanung und Fallführung in der Kinder- und Jugendhilfe fehlen in vielen Kantonen verbindliche fachliche Qualitätsstandards, sowohl für angeordnete wie auch für einvernehmliche Leistungen. Das Autorenteam der Studie sieht hier deutlichen Handlungsbedarf.
- Partizipation: Auch die Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen sind sehr unterschiedlich. In einigen Kantonen sind weitreichende Beteiligungsstrukturen und -Formate vorhanden, in anderen Kantonen sind diese kaum oder nicht existent.
Über die Bestandesaufnahme hinaus hat das Autorenteam ein normatives Modell für eine kantonale Kinder- und Jugendpolitik entwickelt. Dieses berücksichtigt zum einen die Rahmenbedingungen einer Kinder- und Jugendpolitik. Dazu zählen unter anderem die rechtliche Verankerung, Die Finanzmittel und Finanzierungsmodelle, die Politikplanung, die Qualitätsentwicklung und Aufsicht, die Koordination und Zusammenarbeit oder auch die Unterstützung der kommunalen Kinder- und Jugendpolitik. Zum anderen systematisiert das Modell die kinder- und jugendpolitischen Angebote. Die Studie schafft damit die Grundlage für ein gesamtschweizerisches Verständnis von Kinder- und Jugendpolitik.
Die Ergebnisse der Studie dienen der SODK als Grundlage für die Revision ihrer Empfehlungen von 2016 für die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendpolitik in den Kantonen, wie sie in ihrer Medienmitteilung schreibt.